30.09.2012

Buio pesto

Pesto? Das kennt man doch in Deutschland. Jedoch hat buio pesto wenig mit der ligurischen Küche zu tun. Es bedeutet schlicht und ergreifend stockfinster. So düster steht es um den AS Rom nach dem gestrigen Spiel beim Erzrivalen Juventus. Der Auftritt der giallorossi hatte nichts vom Geschmack der würzigen Nudelsauce - mit Ausnahme das Zerstampfte, was pesto im Grunde auch bedeutet.

Leerer Blick: Auch Totti konnte nichts richten - www.goal.com
Nach gerade mal 18 Minuten führten die Hausherren bereits mit 3-0. Unzählige Male wurde die dilettantisch agierende Abseitsfalle der Römer ausgehebelt. Die Partie wurde zum Spaziergang für den amtierenden Meister, der vor dem Halbzeitpfiff noch zwei Mal die Latte traf. Rom schaute fast nur zu. In der zweiten Hälfte traten die Gastgeber vom Gas, Rom konnte per Elfmeter den Ehrentreffer erzielen, bevor Giovinco in der Schlussminute den Torwart umkurvte und mit dem 4-1 den Schlusspunkte setzte.

Heim-Weh

Der Enthusiasmus um Zemans Rückkehr auf die römische Trainerbank ist so gut wie verpufft. Auch wenn Rom zum Teil sehr gut vor eigenem Publikum agierte, wurde noch keine Partie im Stadio Olimpico gewonnen. Gegen Bologna (2-3) und Sampdoria Genua (1-1) brach die Mannschaft in der zweiten Hälfte ein, gegen Juve war die Mannschaft von Beginn an nicht auf dem Platz.
 
Ein Glück, dass das letzte Woche abgesagte Spiel in Cagliari für Rom gewertet wurde. Die Partie in der Is Arenas hätte ohne Publikum stattfinden sollen, weil das neue Stadion, das wie ein übergroßer Einkaufswagen aussieht, noch nicht für Zuschauer freigegeben war. Trotzdem forderte am Vorabend der pittoreske Klubchef Cellino die sardischen Fans via Vereinshomepage auf, zum Spiel zu gehen. Der Präfekt musste darum das Spiel aus Sicherheitsgründen absagen. Solch einen Unsinn erlebt man nur in Italien. Cellino reagierte enttäuscht: "Ich habe nur Dauerkartenbesitzer einladen wollen, fasst alles Frauen und Kinder." Dass das Stadion eine halbe Baustelle ist und somit eine Gefahrenquelle darstellt, ist dann natürlich egal.

18.09.2012

Ohrfeigen für Rom, Feigen für die anderen

Dritter Spieltag. Und Rom macht mir schon das Leben schwer. Nach dem prestigeträchtigen Auswärtssieg bei Inter sind die giallorossi gegen Bologna wieder auf dem Boden der Tatsachen angelangt. 70 Minuten dominiert und dann doch verloren. Zwanzig Minuten Wahnsinn bedeutete drei Ohrfeigen für Rom. Und für mich.

Der Start ins Spiel gegen die bisher punktlose Truppe aus der Emilia hätte nicht besser sein können: In der siebten Minute knallt Totti die Kugel aus 25 Metern an den Pfosten, Youngster Florenzi muss nur noch einnicken. Keine zehn Minuten zeigt der zuletzt umstrittene Lamela endlich sein Können und schaufelt den Ball mit Links ins lange Eck.

In der zweiten Hälfte lässt Rom zwar nach, doch das 3-0 scheint nah. Totti trifft jedoch wieder nur den Pfosten. Zemans Doppelwechsel im Mittelfeld in der 68. Minute erweist sich als fatal. Innerhalb von einer Minute (!) nutzt Bologna individuelle Abwehrfehler zum Ausgleich aus. Was darauf folgt, habe ich unzählige Male gesehen: Rom wirft alles nach vorne, der Gegner kontert, Niederlage. Nachdem Zeman in den letzten Tagen für Aufregung sorgte, weil er den Verband in einem Interview öffentlich angegriffen hatte ("Würden Sie mit einem Ihrer Feinde wie Verbandschef Abete auch etwas essen gehen" "Er ist nicht mein Feind. Er ist ein Feind des Fußballs."), befürchteten viele Fans in Rom, dass die Schiedsrichter für die Quittung sorgen würden. Da wurde aber die Rechnung noch nicht mit den eigenen Spielern gemacht.

Souveräner traten dagegen die cugini von Lazio auf, die mit solidem Fußball bei Chievo den dritten Sieg in Folge feiern durften. Klose traf zum zweiten Mal in dieser Saison, da macht es nichts, dass nun Abwehrspieler Zauri eine Million Euro Handgeld bei seinem Transfer von Sampdoria irgendwo in der Schweiz "verschwinden" ließ. Gegen den Spieler und seinen Berater wird nun wegen Geldwäsche ermittelt.

Ebenso gut sieht es auch bei Juventus aus. Nach einer schwachen ersten Hälfte bei Genoa, wendeten die Joker, die im Hinblick auf das Spiel bei Chelsea geschont wurden, das Blatt. Als erster Herausforderer von Juve gab sich auch Neapel bisher keine Blöße. Milan dagegen enttäuscht weiterhin und kassierte gegen Atalanta bereits die zweite Heimpleite. In der Champions League müssen die rossoneri nun für Wiedergutmachung gegen Anderlecht sorgen.

05.09.2012

Forever and counting

Es ist seine 21. Profisaison. Er wird in drei Wochen 36 Jahre alt. Und hat nach dem 3-1 bei Inter Mailand seinen 996. Hackentrick* in der Serie A gespielt. Francesco Totti ist wie Rom selbst. Ewig.

Florenzi, Osvaldo, Totti - www.repubblica.it
Nach einem holprigen Saisonstart, in dem seine Roma zweimal den Rückstand gegen Catania aufholen musste, wurden wieder Unkenrufe laut, Totti sei zu alt - erst Recht für die Rolle des linken Außenstürmers. Die Kritiker wurden wieder eines besseren belehrt, Totti glänzte mit zwei Vorlagen als Ideengeber der giallorossi.

Im ersten Spitzenspiel der neuen Saison (Video-Link) bewiesen die Römer, dass sie auch zu den Titelkandidaten gehören. Bei Inter Mailand gibt es noch einige Abstimmungsprobleme, zumal mit Maicon ein weiterer Leistungsträger gen Ausland wechselte - gen Italien gibt's das kaum noch.

Juve jubelt weiter

Mit zwei Siegen legte Titelverteidiger Juventus derweil einen perfekten Saisonstart hin. Massimo Carrera, der Trainer Antonio Conte bis zum Ende seiner Sperre vertritt, fasste die Philosophie der bianconeri in einem Interview zusammen: "Ich bin lieber ein antipathischer Gewinner als ein sympathischer Verlierer." Die Turinerteilen sich die Spitze der Tabelle mit dem SSC Neapel und Lazio Rom. Aufsteiger Sampdoria liegt wegen eines Strafpunkts - bedingt durch den Wettskandal - einen Punkt zurück.

Der AC Mailand schlug nach der desolaten Heimplatte gegen Sampdoria noch einmal auf dem Transfermarkt zu und verpflichtete Nigel De Jong und Bojan Krkic. Zum Matchwinner im zweiten Saisonspiel avancierte jedoch Giampaolo Pazzini, der wenige Tage zuvor vom Stadtrivalen Inter kam. Der Mittelstürmer erzielte alle drei Treffer beim 3-1 in Bologna, wobei erst ein umstrittener Elfmeter die Partie auf die richtige Bahn lenkte.

Nach der EM ist vor der WM

Für das kommende Wochenende steht erstmal eine Länderspielpause an. Prandelli zog es vor, auf einige noch nicht ganz fitte EM-Teilnehmer wie Chiellini, Cassano und Balotelli zu verzichten. Dafür kehren Pazzini und Osvaldo dank eines starken Saisonanfangs in den Kader zurück. Zudem könnte der talentierte Neapolitaner Insigne seinen Einstand geben. Die Mission Brasilien 2014 beginnt für die Azzurri mit den Partien gegen Bulgarien und Malta.

An Brasilien denkt Francesco Totti nicht. Er hat andere Ziele. Seinen 1000. Hackentrick. Sein 271. Tor und damit Rang drei in der Ewigen Torschützenliste der Serie A. Und die zweite Meisterschaft mit seiner Roma. Aber daran denkt noch niemand - zumindest nicht laut.

* Statistiken von www.francescototti.com (Press Room > Statistics & Info)