06.02.2012

Von Fußbällen und Schneebällen

Schneeballschlacht am Kolosseum. cinema.newsfan.it
Die starken Schneefälle, die in den letzten Tagen auf Italien niedergingen, sorgten für großes Chaos nicht nur auf den Straßen, sondern auch für den italienischen Fußball. Vier Erstligapartien mussten unter der Woche abgesagt werden, andernorts wurde unter widrigen Bedingungen wie bei Inter Mailand gegen Palermo gespielt, was dennoch in einem spektakulären 4-4 endete. Dass dabei kein orangefarbener aufgetrieben werden konnte, unterstreicht das Unvermögen der Verantwortlichen, von Klubs bis hin zu den höchsten Stellen.

Als Rom am Wochenende von den Schneekapriolen lahm gelegt wurde, behauptete der Bürgermeister der Hauptstadt kühn, die Wetterzentrale habe ihn falsch informiert. Das Topspiel zwischen der zurzeit launischen Roma und der formschwachen Inter wurde erst von Samstagabend auf den Mittag vorverlegt, um dann doch am Sonntagnachmittag angepfiffen zu werden. Dank des Einsatzes vieler Räumungskräfte.

Dafür wurden die Fans der giallorossi mit einer brillanten Vorstellung belohnt. Nach dem 2-4 bei Cagliari am Mittwoch war Wiedergutmachung angesagt. Wie gut, dass mit ein vollkommen orientierungsloser Gegner zu Gast war. Zudem war der Mittelfeldmotor De Rossi wieder einsatzbereit und brachte wieder Stabilität in das zuletzt schwache Defensivspiel. Vorne konnten Totti und die pfeilschnellen Lamela und Borini für Wirbel sorgen. Das 4-0 bei 67% Ballbesitz spricht Bände und nun kann sich der AS Rom leichte Hoffnungen machen, wieder um Platz drei, der in die Champions-League-Qualifikation führt, mitzumischen. Für noch mehr Ruhe sorgte auch die Neuigkeit, dass De Rossi, als capitan futuro Tottis designierter Nachfolger, seinen auslaufenden Vertrag nach langem Tauziehen um fünf Jahre verlängert hat. Manchmal gewinnt eben die Liebe, höhere Angebote hatte er genug.

Dass man mit 35 Jahren immer noch eine halbe Mannschaft in den Wahnsinn treiben kann, zeigte Totti mit seiner Aktion, die zum Eckball führte, das Juans Führungstor ermöglichte. An der Strafraumkante nahm er einen Ball aus der Luft mit der Hacke an, wurde von vier Interspielern umzingelt, spielte die Kugel jedoch wieder mit der Hacke auf den freistehenden Lamela, der ungestört in den Strafraum dringen konnte. Durch solche Momente wurde Totti zu einem Idol seiner Stadt. Ein Fußballpoet, der leider durch manche unfaire Aktion in der Vergangenheit gezeigt hat, wie nah Genie und Wahnsinn liegen.


Udinese und Lazio verloren ihre Spiele bei Florenz und Genua, während Neapel beim AC Mailand 0-0 spielte. Im Nord-Süd-Duell gingen dem Schweden Ibrahimovic die Nerven durch, so ließ er sich zu einer Ohrfeige provozieren und darf nun mit zwei bis drei Spielen Sperre rechnen. Auch wenn Juventus nicht über ein 0-0 gegen Siena hinaus kam, ist der Rekordmeister, der noch ein Spiel nachholen muss, leicht favorisiert im Titelrennen. Insgesamt wirken die bianconeri solider, während der AC Mailand, der ein Punkt zurückliegt, zu sehr von seinem schwedischen Topstürmer abhängt. Dennoch wäre es zu früh, nach 22 Spieltagen (mit einigen Nachholpartien) von klaren Verhältnissen zu sprechen.

Zum Abschluss ein weiterer Eindruck vom verschneiten Rom, den mir meine liebe Cousine zugeschickt hat. Pazzesco. Verrückt.