12.04.2018

Roma–Barcelona: Die Nacht der Wölfe

Das Spiel:

"Mai 'na gioia." Nie eine Freude. Oder eher: Nichts als Pech. Seit einer gefühlten Ewigkeit fassen romanisti ihr Fan-Dasein in drei kleine Worte. Am 10. April 2018 kam alles anders. Denn schlechter konnten die Vorzeichen nach dem 1–4 aus dem Viertelfinal-Hinspiel in Barcelona nicht stehen. Coach Di Francesco war das verdammt egal. So egal, dass er auch sein innig geliebtes 4-3-3 durch ein aggressives 3-4-1-2 ersetzte. Damit versetzte er die Offensive der Katalanen in einen katatonischen Zustand. Eine minutiöse Motivationsarbeit im Vorfeld der Partie machte aus zaghaften Hündchen hungrige Wölfe, die den Gegner 90 Minuten niederrangen. Und so das Unmögliche möglich machten.  

Die Spieler:

Alisson. Liberissimo. Hatte dank seiner Vorderleute einen fast entspannten Abend. Lässt sich jedoch die Heldentat in den Schlussminuten nicht nehmen, als er Piqué ohne Kompromisse außerhalb des Strafraums weggrätscht.

Fazio. Zyklop. Dem Menschenfresser fielen die Katalanen mehrfach zum Opfer – dazu kamen sogar offensive Nadelstiche über rechts Offensivaktionen. Etwas blind vor Wut wegen mancher Schiri-Entscheidungen, riskiert er kurz eine rote Karte.
 
Manolas. Hero-dot. Wie sein hellenischer Vorfahre schreibt er Geschichte – ist dabei jedoch selbst der Held. Das Siegtor macht nicht nur den Fehler aus dem Hinspiel wett, sondern ist gleichzeitig die Krönung einer legendären Leistung.

Juan Jesus. JJ Cool. Wie oft hat man früher als Fan gezittert, wenn der Brasilianer in Aktion trat. Im Olimpico zitterten nur die Gegner. Eiskalt, knallhart, vielleicht auch über das Limit hinaus, ging es für Messi und Co. auf die Knochen.

Florenzi. Upcycling. Durch das neue System mutiert der ewige Aushilfs-Außenverteidiger zum Dauerpower-Wirbler. Gelaufene Kilometer? Gefühlt einhundert. Dazu zahlreiche Offensivimpulse.

Kolarov. Vollzeit-Pendler. Bildet mit JJ eine funktionale Kombi auf links und liefert kaltschnäuzig ab.

Strootman. Frühlingsfrische. Der Niederländer schien in einem wochenlangen Winterschlaf zu verweilen. Im Spiel der Spiele kam wieder die zuverlässige Waschmaschine zum Einsatz. Mit effektiver Filterfunktion. Präziser Passdosierung. Und Spezialprogramm im Vorwärtsgang.

De Rossi. Signifer. In den Legionen trugen nur die mutigsten Kämpfer das signum, das Feldzeichen, in die Schlacht. DDR trug die ganze Last zahlreicher verlorener Schlachten auf seinem Rücken, ließ sich jedoch davon nicht unterkriegen. Leitet das 1-0 ein. Mit seinem verwandelten Elfmeter gibt er dem Traum langsam eine Gestalt. Und führt als echter Leitwolf das Rudel zum Sieg.

Nainggolan. Partycrasher. Man merkt dem Ninja an, dass er trotz viel Eifer nicht bei 100 Prozent ist. Dennoch wertvoll mit seiner Laufarbeit. Die letzten Reserven gehen bei der Feier in der Kabine drauf.

Schick. Arbeitskleidung. Schert sich wenig um seinen eleganten Nachnamen und wirft sich ins Getümmel.


Dzeko. Unchained. Eine entfesselte Partie, in der Edin bereits nach wenigen Minuten die Richtung vorgibt. Aufopferungsvoll im Offensivpressing, technisch stark am Ball und immer wieder torgefährlich.

Ünder. Wünderknabe. Macht gleich Dampf nach der Einwechslung und trägt mit seinem Eckball für Manolas entscheidend zur Remontada bei.

El Sharaawy. Hahn Solo. Lässt sich direkt vom Schwung des Teams mitreißen, hat die Chance zum 3-0 zum Fuß und sorgt mit einigen Läufen für Entlastung.

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