24.02.2011

Gott hat keine Flugzeuge mehr? Eines ist nun da.

Totti beim 3-4 in Genua - Il Messaggero
Wieder einmal ist es lange, lange her, dass ich etwas geschrieben habe. Da bei mir das Schreiben auch eine Form von Liebe ist, liegt die Antwort fast auf der Hand. In den letzten Monaten hatte ich mich ein wenig vom Fußball "entliebt". Das, was mich fast ausschließlich beim Fußball zählt, der AS Rom, hatte aufgehört, mit dem Herzen zu schlagen. Nur selten wie gegen die Bayern, gab es ein hysterisches Zucken. Schön blöd, so etwas zu lieben, werden sich viele zurecht nun denken. Doch wie heute Abend ein deutscher Reporter das Spiel Inter-Bayern (0-1) schön resümierte: "Niemand leidet so schön wie Italiener." Treffender hätte ich es auch nicht sagen können. Leiden als Lebensphilosophie soll mir erst mal jemand nachmachen.

Obwohl der AS sich im Januar trotz durchwachsener Leistungen Hoffnungen machen auf den Titelkampf machen durfte, rissen im Februar die letzten Stricke, die das Team, gar den Verein, zusammenhielten. Die Bank Unicredit hat endlich seriöse Käufer für den Verein gefunden, den die hoffnungslos verschuldete Familie Sensi nach 18 Jahren abgegeben muss. Der US-Amerikaner Thomas DiBenedetto steht an der Spitze eines Konsortiums, das ab nächster Saison wohl den Verein übernehmen wird. Das Machtvakuum innerhalb des Klubs machte sich nun trotz einer klaren Zukunft noch spürbarer. Schlimmer jedoch wogen die internen Querelen zwischen dem am Wochenende zurückgetretenen Trainer Ranieri und dem Team.

Totti und Montella in Bologna - asromaultras.org
Neuer Hoffnungsträger auf der Bank ist nun das ehemalige Stürmeridol Vincenzo Montella, 2001 italienischer Meister mit dem AS Rom. Der 36-jährige, der bisher die U-15-Mannschaft, ist ein alter Bekannter der meisten Spieler, war er noch vor zwei Jahren Teil des Kaders. Gestern führte er im Nachholtermin beim FC Bologna, die bisher nur einmal zu Hause verloren hatten, zu einem knappen, aber verdienten 1-0. Lange hatte man das Team nicht mehr so konzentriert und diszipliniert spielen sehen, man denke nur an das Spiel am Sonntag beim FC Genoa, das nach einer 3-0 Führung noch 3-4 verloren ging.

Mit seiner ruhigen und kollegialen Art sorgt l'areoplanino, das kleine Flugzeug, dafür, dass wieder ein gewisser Enthusiasmus zu spüren ist. Die Spieler haben wieder Selbstvertrauen gefunden, der Neid unter den Spielern scheinen verflogen. Zwar sieht man noch einige der Probleme, für die Ranieri meiner Meinung nach verantwortlich war, von der fehlenden Kondition aufgrund einer katastrophalen Vorbereitung über die taktischen Fehler durch die ständigen Umwälzungen der Mannschaft, jedoch ist wieder ein Teamgeist zu spüren. Erst dachte ich, Gott hat keine Flugzeuge mehr (Trend, hier anhören). L'areoplanino sorgt nun aber für Flugzeuge in meinem Bauch (Grönemeyer, hier anhören).

Wie es um den italienischen Fußball allgemein steht, zeigen einerseits die 3 Heimniederlagen der drei Champions-League-Achtelfinalisten, zu denen auch Rom gehört, jedoch war das ansehnliche 1-1 im Freundschaftsspiel zwischen Deutschland und Italien ein weiterer Hoffnungsschimmer, dass es langsam aufwärts gehen könnte und es doch noch ein paar italienische Spieler gibt, die Fußball spielen können. Auf lange Sicht müssen jedoch die Grundlagen geschaffen werden, um nicht im europäischen Mittemaß zu landen, ob auf Vereins- oder Nationalmannschaftsebene.
 

Daje Vincè, facce volà! ("Bring uns zum Fliegen, Vincenzo!")

Montella in der Meistersaison 2001 - asromaultras.org