07.09.2011

The race is on

Nun da der Transfermarkt seit gestern offiziell beendet ist, stelle ich in relativ knapper Weise meine Einschätzungen für die diesjährige Serie A vor. Der diesjährige Transfersommer war, wie bereits im Vorfeld angedeutet, der Beweis dafür, dass die italienische Liga an Stellenwert verliert. Die drei teuersten Transfers betrafen Eto'o, Sanchez (jeweils 26 Mio. Euro) und Pastore (43 Mio. Euro), die alle ins Ausland gingen. Erst an vierter Stelle folgt ein Wechsel in die Serie A. Der AC Mailand zog für 24 Mio. Euro die Kaufoption an Zlatan Ibrahimovic, nachdem der schwedische Titelgarant letztes Jahr für 6 Mio. Euro vom FC Barcelona ausgeliehen worden war. 
Zwar steht die Serie A in Europa alles andere als gut da, Udinese schaffte die CL-Qualifikation gegen Arsenal nicht, der AS Rom und Palermo gelang das "Kunststück", in den Europa-League-Vorrunden auszuscheiden. Dennoch hat die italienische Liga nach der Premier League das meiste Geld in Spielerkäufe investiert und sogar die meisten Transfereinnahmen im europäischen Vergleich erzielt. Das Titelrennen ist so offen wie schon lange nicht mehr.

Die Titelkandidaten
Ob Aquilani in Mailand endlich Fuß fassen kann?
AC Mailand - Der Titelverteidiger setzt zu Recht auf die Mannschaft vom letzten Jahr. So wurden neben "Ibra" auch die Kaufoptionen für Kevin-Prince Boateng und Ersatztorwart Marco Amelia (beide FC Genua) gezogen, die Abwehr wurde mit den ablösefreien Philippe Mexès (AS Rom) und Taye Taiwo (O. Marseille) verstärkt. Der 19-jährige offensive Mittelfeldmann Stephan El Shaarawy (10 Mio., FC Genua), gehört zu den größten italienischen Talenten. Für den verletzten Mathieu Flamini wurde kurz vor Transferschluss der Mittelfeldmotor Antonio Nocerino von Palermo verpflichtet. Alberto Aquilani soll indes die Nachfolge von Andrea Pirlo (ablösefrei zu Juve) antreten. Einschätzung: Der AC Mailand bleibt dank einer eingespielten Mannschaft und einer klugen Transferpolitik Titelkandidat Nummer eins.
Mögliche Aufstellung (4-3-1-2): Abbiati; Abate, Nesta, Thiago Silva, Taiwo; Nocerino/Gattuso, Van Bommel, Aquilani/Ambrosini; Boateng; Pato, Ibrahimovic.
Diego Forlan ist bei Inter gelandet.   
Inter Mailand - Der Stadtrivale von Milan hat mit Eto'o seinen Star gen Russland ziehen lassen, die Transferpolitik der nerazzurri hat bei vielen für Stirnrunzeln gesorgt. Zwar wurde noch Diego Forlan von Atletico Madrid losgeeist, jedoch fiel den Verantwortlichen nicht auf, dass der frischgebackene Südamerikameister bis Januar in der Champions League nicht spielberechtigt ist. Für Wirbel soll der Argentinier Mauro Zarate sorgen, bei Lazio gelang ihm dies meistens im negativen Sinne. Wird der neue Coach Gasperini die Mannschaft nach den Titeln der letzten Jahre neu motivieren können? 
Einschätzung: Die Qualität zum Titelaspiranten ist vorhanden, aber zu viele Fragezeichen, beim Trainer angefangen, könnten für Startschwierigeiten sorgen. 
Mögliche Aufstellung (3-4-1-2): Julio Cesár; Ranocchia, Lucio, Samuel; Maicon, Zanetti, Cambiasso/Alvarez; Nagatomo; Sneijder; Forlan/Pazzini; Milito/Zarate.

De Laurentiis stellt Inler vor. Auf seine Art.
SSC Neapel - Die Mannschaft vom Vesuv war die große Überraschung im Vorjahr dank eines überragenden Edinson Cavani mit 26 Treffern. Walter Mazzarri setzte auf punktuelle Verstärkungen. Miguel Britos (Bologna) für die Abwehr, Gökhan Inler (Udinese) im Mittelfeld und Goran Pandev (Inter) unterstreichen die Ansprüche des Teams, wieder im Titelrennen einzugreifen und auch bei der Champions-League-Premiere eine gute Figur abzugeben. 
Einschätzung: Die Mannschaft hat das Potential, um oben mitzuspielen, vor allem, wenn die Neuankömmlinge einschlagen.
Mögliche Aufstellung (3-4-2-1):  De Sanctis; Campagnaro/Britos, P.Cannavaro; Aronica; Maggio, Inler, Dzemaili, Dossena; Hamsik, Lavezzi/Pandev; Cavani.

Vucinic im geschmackvollen Auswärtsdress.
Juventus Turin - Der enttäuschende 7. Platz hat für zum zweiten Jahr in Folge für eine halbe Revolution beim Rekordmeister gesorgt. Ohne Europapokal setzt der Verein alles auf die heimische Liga. Um die Wünsche des neuen Trainers zu befriedigen, wurden Spieler wie Arturo Vidal (Leverkusen), Elijero Elia (HSV) und Mirko Vucinic (AS Rom) unter Vertrag genommen, doch die wichtigste Neuerung stellt sicherlich die Verpflichtung von Andrea Pirlo dar. Zudem ist  Juve-Urgestein Conte ein Risikofaktor in doppelter Hinsicht. Letztes Jahr hat er mit Siena die Serie B gewonnen, was der einzige Erfolg in seiner noch jungen Trainerkarriere darstellt. Zudem setzt er auf ein angriffslustiges 4-2-4-System, was im italienischen Fußball gerne nach hinten losgehen kann. Einschätzung: Viel wurde investiert, ohne dass ein absoluter Topspieler verpflichtet wurde. Wenn die Ideen des Trainers zünden, sollte das umgestaltete Team den Sprung nach Europa schaffen. Ein Platz unter den ersten drei wäre aber bereits eine Überraschung.
Mögliche Aufstellung (4-2-4): Buffon; Lichtsteiner, Bonucci/Barzagli, Chiellini, De Ceglie/Grosso; Marchisio/Vidal, Pirlo; Krasic, Matri/Quagliarella, Vucinic/Del Piero, Elia
    Bojan kam vom FC Barcelona.
    AS Rom - Mein geliebtes Rom, oh Du mein geliebtes Rom. Nach dem Chaos der Vorsaison machte die Übernahme des Vereins durch US-Investoren Hoffnung auf einen Neuanfang. Eine wahre Revolution ging vonstatten. Luis Enrique, nach drei erfolgreichen Jahren als Trainer von Barças B-Elf, kam aus Spanien wie einst Kaiser Trajan, um die Geschicke Roms zu lenken. Nach längeren Verhandlungen, die von der Vereinsübernahme abhingen, stieg der AS zur Transferkönigin auf. Maarten Stekelenburg (Ajax), Gabriel Heinze (Marseille), Bojan Krkic (Barcelona), Simon Kjaer (Wolfsburg), Miralem Pjanic (Lyon), Daniel Osvaldo (Espanyol) und Fernando Gago (Real Madrid) stehen für eine Qualitätsoffensive sondergleichen. Erik Lamela (River Plate), der teuerste Neuzugang, ist eines der größten Talente im Weltfußball. Die starke Verjüngung des Teams hat in der kurzen Zeit keine Früchte getragen, Rom war nicht nur in der Vorbereitung Fallobst, auch die Europa-League-Qualifikation ging daneben. Noch gefährlicher sind zwei Nebenkriegsschauplätze, die zur Zeit die Medien dominieren. Totti ist nicht mehr unantastbar, was zu verstehen wäre, wenn er denn nicht weiterhin seine Leistung abrufen würde. Außerdem gestalten sich die Vertragsverhandlungen mit seinem designierten Nachfolger De Rossi (Vertragsende 2012) schwieriger als angenommen.  
    Einschätzung: Rom ist die Wundertüte der Liga. Sollte das neue Projekt einschlagen, erwartet die Fans ein Offensivfeuerwerk, das um die Champions-League-Plätze mitspielen kann. Der Trainer braucht jedoch das Vertrauen des Teams und Fingerspitzengefühl, sonst wird Rom zum Pulverfass.
    Mögliche Aufstellung (4-3-3): Stekelenburg; Cassetti/Cicinho; Burdisso, Kjaer/Juan, José Angel; De Rossi, Gago/Pizarro, Pjanic/Perrotta; Osvaldo/Lamela, Totti; Bojan.
    Cissé und Klose bilden den neuen Lazio-Sturm.
    Lazio Rom - Der zweite Hauptstadtklub versucht mit altbewährten Spielern seine gute Vorsaison zu bestätigen. Miroslav Klose (Bayern München) und Djibril Cissé (Panathinaikos) konnten bereits im Europapokal überzeugen, zudem wurde der talentierte, aber für seine Aussetzer berüchtigte Torwart Muslera (zu Galatasaray) durch Marchetti (Cagliari) ersetzt. Eine intelligente Transferpolitik, die das pragmatische Spiel von Edy Reja gut ergänzt. 
    Einschätzung: Die biancazzurri könnten ziemlich überraschen. Wenn das solide Mannschaftsspiel vom letzten Jahrfunktioniert, kann das Team sogar mit Chancen auf Rang drei und somit die Champions League rechnen.
    Mögliche Aufstellung (4-4-2/4-2-3-1): Marchetti; Konko/Scaloni, Biava, Dias, Radu;Brocchi/Matuzalem, Ledesma, Hernanes, Mauri; Cissé, Klose/Rocchi

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