18.04.2012

Herz und Fußball blieben still

Es war die 30. Spielminute im Zweitligaspiel zwischen Pescara und Livorno am vergangenen Samstag. Der Spielstand von 0-2 kann uns egal sein. Das Herz von Piermario Morosini blieb einfach stehen. Und danach ruhte auch der Fußball. Nicht nur in Pescara, sondern in ganz Italien.

Der tragische Tod des gerade mal 25-jährigen Spielers von Livorno traf mitten ins Herz.  Es schien, als sei das Leben des ehemaligen U21-Nationalspielers genug gezeichnet. Piermario, jüngstes von drei Geschwistern, verlor bereits mit 15 seine Mutter. Zwei Jahre später folgte ihr der Vater. Dennoch kämpfte il Moro weiter. Favini, lange Jahre Jugendverantwortlicher bei Atalanta Bergamo, wo Piermario auf die Welt kam, erinnerte sich an ihn als einen Jungen, der immer eine unglaubliche Sanftheit in seinem Gesicht trug, unter einem kaum sichtbaren Schleier der Traurigkeit.

Sein Leben schien nicht jedoch noch lange nicht genug gezeichnet. 2004 nahm sich sein jüngerer Bruder, der an einer Behinderung litt, das Leben. "Jetzt erst recht" muss sich Piermario damals gesagt haben. Er wollte mit dem Fußball erfolgreich sein, weil es seine Eltern glücklich gemacht hätte. Er musste Erfolg haben, um seiner ebenfalls behinderten Schwester so gut wie möglich helfen zu können.

Vielleicht hielt sein Herz die vielen Schicksalsschläge allmählich nicht mehr aus. Vielleicht war es ein erst bei der Autopsie entdeckter Gendefekt. Vielleicht brauchten die Rettungskräfte zu lange, weshalb die Staatsanwaltschaft ermittelt. Jedes weitere "Vielleicht" bringt Piermario dennoch nicht zurück.

Es war überraschend schön, dass der italienische Fußballverband alle für das Wochenende angesetzten Spiele ausfallen ließ. Weniger überraschend war es, dass die Funktionäre sich zwei Tage später wieder darum stritten, wie und wann die Spiele nachgeholt werden würden. Vielleicht kann das gezeichnete Leben von Piermario dennoch irgendwie ein Zeichen setzen. Vielleicht.

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