09.06.2012

Stahlhelm gegen Ronaldo? Bleiben wir auf dem Teppich!

Die EM hat begonnen. Endlich. Mit Ausnahme von Argentinien und Brasilien treffen die stärksten Nationalmannschaften der Welt bei diesem Turnier aufeinander. Dass die letzten beiden Weltmeisterschaften ausschließlich europäische Finalteilnehmer präsentierte, unterstreicht den erhöhten Anspruch der Euro 2012. Ich bin sehr auf die taktischen Entwicklungen gespannt, doch auch die politische Komponente hat es in sich.

Das Eröffnungsspiel zwischen den favorisierten Polen und den Griechen war zwar alles andere als hohe Fußballkunst, mit zwei Platzverweisen, einem verschossenen Elfmeter und viel Einsatz gab es genug Brisanz zu Beginn des Turniers. Nach dem mageren 1-1 wich der Enthusiasmus der polnischen Fans einer gewissen Ernüchterung. So ideenlos wie sich die Gastgeber gerade nach der Überzahl präsentierten, darf das Team nicht mehr auftreten, wenn es überhaupt ins Viertelfinale kommen möchte. Die Polen konnten von Glück reden, einen Tytoń ins Tor rufen zu können, nachdem Arsenal-Profi Szczęsny vom Platz flog. Elfmeter sind aber auch keine griechische Spezialität wie beispielsweise Mousakas. Eine Fußnote verdient der griechische Stürmer Samaras. Seine fußballerischen Qualitäten stehen im krassen Gegensatz zu seinem Haarwuchs. Ein Phänomen.

Russland untermauerte im Abendspiel seine Titelansprüche. Getragen vom Ostwind, der das Turnier umweht, fegte die Sbornaja das tschechische Team mit 4-1 vom Platz. Mit zwei Toren bewies der 21-jährige Alan Dsagojew sein Riesentalent. Der offensive Mittelfeldspieler von ZSKA Moskau debütierte bereits vor vier Jahren in einem Testspiel gegen Deutschland im Dress der russischen Nationalmannschaft und gilt schon lange als ein zukünftiger Weltstar.

Heute ist die Gruppe B an der Reihe, die mit den Titelkandidaten Deutschland, Niederlande und Portugal gespickt ist. Dänemark ist zwar krasser Außenseiter, präsentieren mit Christian Eriksen jedoch eines der größten Talente auf europäischer Bühne. Um 18 Uhr wird er sich mit seinen Teamkollegen gegen die Niederlande beweisen müssen, die als Vizeweltmeister in das Turnier gehen. Prunkstück der Oranje ist die Offensive um Robben, Sneijder und Van Persie. Da kann auch ein Huntelaar auf der Bank gelassen werden. Für Kopfschmerzen sorgt jedoch die Defensive, die von Verletzungssorgen geplagt ist. Das Spiel wird sowohl für die Titelansprüche als auch für die Strategie des Teams richtungweisend sein, war doch die gute WM das Ergebnis eines soliden Mannschaftspiels.

Im Anschluss findet auch das erste Spitzenduell der EM statt. Das deutsche Rezept gegen Portugal finde ich äußerst innovativ. Konditionstraining mit Gina Lisa und Stahlhelm sollen vielleicht bloß von der Teppichaffäre des deutschen Entwicklungshilfeministers ablenken. Ich gehe eher davon aus, dass das deutsche Team versuchen wird, den Spielrhythmus zu bestimmen, so dass Cristiano Ronaldo gar nicht zum Zuge kommt. Es wäre nämlich ein großes Risiko, sich bloß auf den Star von Real Madrid zu konzentrieren, weil die Selecção das Quinas mit Nani, João Moutinho und Raul Meireles auf andere Hochkaräter baut und nicht gänzlich vom Schönling aus Funchal abhängt.

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