20.09.2018

Roma–Chievo: Durch den TÜV gefallen

Roma–Chievo 2–2
4. Spieltag Serie A 2018/2019

Das Spiel:
Letzte Saison glänzte die Roma selten, kam aber fast immer solide ins Ziel: Wie ein praktischer, zuverlässiger Familienwagen. Das Restyling 2018-2019 scheint bisher ziemlich daneben zu gehen. Alte Komponenten leiden am Verschleiß, neue Teile passen nicht so richtig ins System. Das Ergebnis: Ob inner- oder außerorts wird jede Fahrt zum Höllenritt.

Die Spieler:

Olsen. Teilkasko. Bei den Toren sieht es etwas unglücklich aus,  wirklich Schuld ist er nie. Am Schluss rettet er das Team sogar gegen Giaccherini vor dem Totalschaden.

Kolarov. Rostlaube. Generalüberholung dringend nötig. Hinten Slapstick, vorne unauffindbar.

Juan Jesus. Ölspur. Fazio ersetzen ist sein Job, leider auf ähnlichem Niveau.

Manolas. ABS. Muss oft Fehler der Kollegen ausmerzen, macht seine Sache sehr ordentlich.

Florenzi. Sportfahrwerk. Gibt ordentlich Gas, bereitet sehr schön die Führung vor, und treibt das Team an, bis zur fatalen Auswechslung.

Nzonzi. Tempomat. In der 1. Halbzeit läuft's gut, die Mannschaft lange in der Spur. Als die Mannschaft auf erste Hindernisse trifft, kann der Franzose nicht umschalten.

Cristante. Kunstlederbezüge. Sein erstes Tor für die Roma zeigt, dass er noch weiß, wie man in den Strafraum prischt, aber bei genauerer Betrachtung der Partie ist das noch längst nicht hochwertig.

Pellegrini. Ohne Profil. Das ganze Spiel gibt er dem Team wenig Grip und vergibt kläglich gute Chancen.

El Sharaawy. Polierte Alu-Felge. Fügt sich prima ein vor seinem Führungstor und versprüht Spielwitz. Leidet ab und zu an chronischer Leichtigkeit, insgesamt jedoch positiv.
Ünder. Blinklicht. Leuchtet immer wieder auf, geht auf die Überholspur, aber viele Sprints sind schlecht platziert.
Dzeko. Kühlerfigur. Ganz vorne fixiert, sieht hübsch aus, vor allem beim Assist zum 2-0, sonst eher von geringem Nutzen.

Karsdorp. Fahranfänger. 20 Minuten für Florenzi und nichts gelingt.

De Rossi. Reifenwechsel. Soll für eine bessere Straßenlage sorgen, kann aber wenig ausrichten.


Kluivert. Anhalter. Darf kurz vor Schluss noch mitfahren, trägt aber nichts zur Fahrt bei. 

01.09.2018

Milan–Roma: Pfusch am Bau

Milan–Roma 2–1
3.Spieltag Serie A 2018/2019

Das Spiel:
Di Francescos Gebäude wurde im Sommer entkernt, die Renovierung zieht sich gefährlich in die Länge. Vor allem, weil der beauftragte Architekt jetzt immer wieder etwas neues ausprobiert. Der Versuch, mit einer Dreierkette die Defensive zu stärken, führt bloß dazu, dass man Milan das Mittelfeld komplett überlässt. Dass es nur 0–1 zur Pause steht, liegt an der mangelnden Präzision der Heimmannschaft beim letzten Zuspiel oder Abschluss.



Nach der Pause stellt Doktor DiFra auf 4-2-3-1 um und siehe da, die Roma spielt endlich mit. Zum Teil wird Milan in den eigenen Strafraum gedrängt, richtig gefährlich wird es aber selten. Ein Standard muss her, um auszugleichen. Und kurz darauf rettet die VAR vor dem zweiten Gegentreffer. Die Roma wirkt im letzten Drittel des Spiels frischer, agiert aber selten als Einheit. Individuelle Fehler führen schließlich zum insgesamt verdienten Gegentreffer.

Die Spieler:

Olsen. Rollsö. Letztes Jahr stand geprüfte Sicherheit im Tor, dieses Jahr wirkt die Rollgardine aus dem Ikea-Katalog nicht richtig eingebaut. 

Kolarov. Rostiger Hammer. Noch weit weg von der Normalform. Vorne selten mit Durchschlagskraft, hinten zu zaghaft wie beim 0–1.

Marcano. Notnagel. Wird schnell reingehämmert, um die Abwehr zu stärken, aber saubere Arbeit sieht anders aus. Schlechter als Fazio war es zumindest nicht.

Manolas. Ziegelstein. Keine glänzende Marmorstatue, aber von allen Verteidigern noch am solidesten. 

Fazio. Auslaufmodell. Letztes Jahr hat er mit einer Hand Beton angerührt und mit der anderen die Kollegen instruiert. In dieser Saison klappt selbst die Rolle des Ausputzers nicht. Da rettet ihn auch der schöne Ausgleichstreffer nicht.

Karsdorp. Fuchsschwanz. Fleißig ist der Niederländer, womit er auch einige Stellungsfehler kaschieren kann. Traut sich auch mehr als manch anderer. Mangels Kondition ist der Akku auch schnell leer. 

De Rossi. Gaffertape. Versucht überall Löcher zu stopfen, trotzdem regnet es überall rein. Nach der Pause legt er einen Gang zu, aber bleibt in der Nachspielzeit im Strafraum kleben und schenkt Milan so den Sieg.

Nzonzi. Handwerker. Der Spitzname musste nach dem aberkannten Tor sein. Aber auch, weil er mit den Füßen eher wenig bewerkstelligt, bis auf den tödlichen Ballverlust am Ende des Spiels.

Pastore. Bu-hu. Gegen Milan ein meist unsichtbarer Hausgeist, der niemandem Angst einjagt. 

Dzeko. Baggerfahrer. Langsamer als sonst, mechanisch in den Bewegungen. Ist am Aktivsten, wenn er über die Mitspieler schimpft wie ein Maurer im römischen Feierabendverkehr.

Schick. Stuckateur. Wirkt noch am Frischesten in der Startelf und versprüht wenigstens den Hauch von Gefahr, ist aber auf der Außenbahn verschenkt: Im Strafraum kaum anzutreffen.

El Sharaawy. Landschaftsgärtner. Ersetzt Marcano, um auf 4-2-3-1 umzustellen. Die Idee trägt direkt Früchte, das System gibt Stabilität. Stephan selbst macht aber wenig aus seinen Ballkontakten.

Santon. Glaswolle. Dichtet akzeptabel ab, als er den platten Karsdorp ersetzt. Hätte mehr aus den Freiheiten auf rechts machen können.

Cristante. Planierraupe. Für Pastore, das heißt endlich ist da wer. Bringt einiges an Dynamik ins Spiel, die aber an der Strafraumgrenze verpufft oder zu dummen gelben Karten führt.


28.08.2018

Roma–Atalanta: What the wreck?

Roma–Atalanta 3–3
2. Spieltag Serie A 2018/19

Das Spiel:
Vor kurzem hat eine Studie dargelegt, dass die Glücksmomente für Fußballfans niemals die negativen Gefühle nach Enttäuschungen ausgleichen können. Als Romanista durchlebt man das in einem einzigen Spiel zig Male. So schön die Aufholjagd gegen Bergamo in der zweiten Hälfte ausgesehen hat, bleibt am Ende die Verbitterung.



Selbst, wenn man das Spiel sogar gewonnen hätte, wären zahllose Fragen offen geblieben: 
War das Team nach der blitzartigen Führung faul? Oder schockiert von Strootmans Abgang? War der Druck für seine Nachfolger zu groß? Hören die Spieler nur bei einer Standpauke auf ihren Trainer? Denkt denn niemand an die vielen Herzkranken? 

Die Roma hat fast Schiffbruch erlitten, der Kapitän und ein paar mutige Helfer können das nicht jedes Mal abwenden.
Die Spieler:

Olsen. Team Dauerfeuer. In den ersten 45 Minuten steht der Schweden ständig unter Beschuss. Bei den ersten beiden Gegentoren ist er machtlos, beim dritten zögert er beim Herauslaufen. Ein paar gute Szenen hat er, wirkt aber noch nicht wie ein Teil der Hintermannschaft.

Kolarov. Tauchfahrt. Zeigt sich kaum, das Spiel läuft aber auch mehrheitlich über rechts. Behält in der Defensive wenigstens öfter mal einen kühlen Kopf. Offensiv? Selbst seine Torpedos bei Freistößen waren mal präziser.

Fazio. Treibholz. Ist vollkommen den blauschwarzen Wogen ausgeliefert. Zum Stellungsspiel und Zweikampfverhalten eines Einsiedlerkrebses gesellen sich panikartige Befreiungsschläge, die oft mal beim Gegner landen.

Manolas. Odysseus. Auf seiner Irrfahrt durchs Olimpico lässt er sich vom Zyklopen Zapata ordentlich auseinandernehmen. Zum Ende hin kämpft er sich verbissen zurück ins Spiel, um mit dem 3–3 wenigstens als ramponierter Retter das Feld zu verlassen.

Florenzi. Vize-Kap der guten Hoffnung. Schickt Ünder steil, bevor der Türke das 1-0 vorbereitet. Danach kommt die ganze Mannschaft ins Schwimmen, er kann wenigstens den Kopf über Wasser halten. Nach der Pause forciert er mit seinem Sololauf den Anschlusstreffer, bevor er wegen des Knies die Segel streichen muss. Schien wohl nur ein böser Schreck zu sein. Gut, seine Leidenschaft braucht diese Truppe.

Pellegrini. Gummiente. Selbst eine Badewanne wäre für ihn an dem Abend zu groß gewesen. 

De Rossi. Der alte Mann und das Meer. Bäumt sich gegen den drohenden Untergang auf und wird zum Dreh- und Angelpunkt der Aufholjagd nach der Pause. Nicht jeder Pass sitzt perfekt, nicht jeder Zweikampf ein Erfolg. Wenn man jedoch sieht, wie er noch in der 90. Minute Richtung Abwehr rennt, während frischere Mitspieler vorne bloß auf einen langen Ball hoffen, kann man nur Respekt zollen.

Cristante. Kreuzfahrt ins Unglück. Mutig, entschlossen, selbstbewußt: So sollte man sich einen Auftritt gegen das alte Team, vor neuem Publikum und in der Startelf erwarten. Nicht das Gegenteil.

Ünder. Ebbe und Flut. Die Partie von Cengiz beginnt vielversprechend mit der Flanke zum 1-0. Insgesamt könnte er mehr aus seinen Szenen machen, agiert dabei leider zu überhastet. Zumindest stimmte der Einsatz offensiv.

Dzeko. Einsame Insel. Kämpft etwas auf verlorenem Posten und wird ständig in die Mangel genommen. Kommt selbst selten zum Abschluss, initiiert dennoch viele Angriffe dank seiner Ballbehauptung.

Pastore. Blendendes Blendwerk. Nach etwas mehr als einer Minute zieht El Flaco das ganze Stadion mit einem Hackentor in seinen Bann. Sein nächster Zaubertrick? Er löst sich bis zur Halbzeit in Luft auf. Sein Repertoire scheint unendlich: Nach dem Seitenwechsel spielt er auf der 10er Position, wirkt oft behäbig, und macht trotzdem den Weg für Florenzi frei zum Anschluss und kalibriert genauestens den Freistoß zu Manolas' Ausgleich.

Nzonzi. Steuermann. Kommt zur rechten Zeit ins Spiel, um das Ruder rumzureißen. Bringt neben De Rossi die dringend erforderliche Struktur in den Spielaufbau und versteckt sich auch nicht vor Offensivausflügen, die jedoch selten glücklich enden. Ist nach 45 Minuten vollkommen platt, weshalb es wohl noch etwas zu einem Startplatz braucht.

Kluivert. Klabautermann. Der gute Geist aus dem Torino-Spiel schwingt bei seiner Einwechslung mit. Einige Sprints und Kombinationen sorgen für Unruhe, verpasst bei einem starken Sololauf kurz vor Schluss den richtigen Augenblick zwischen Abschluss und Querpass.

Schick. Landratte. Mit seiner Einwechslung stellt DiFra auf Dreierkette um, was erstmal für eine Flaute in der Offensive sorgt. In der Schlussoffensive irritiert der Tscheche mit schlechten Zweikämpfen und wenig Teamgeist, hat aber dennoch eine Riesenchance auf dem Fuß, die Gollini ihm verwehrt.

20.08.2018

Torino–Roma: Dzeko, der Tor-ero


Torino–Roma 0–1
1. Spieltag Serie A 2018/2019

Das Spiel:

Das Team knüpft beim Saisondebüt da an, wo es letztes Jahr aufgehört hatte: Mit einem schmucklosen 1-0-Auswärtssieg. Dabei gab es viel Licht und viel Schatten: In der 1. Halbzeit kontrollierten die giallorossi das Geschehen, kamen jedoch selten zum Abschluss. Nach dem Seitenwechsel schien die Mannschaft noch nicht bei der Sache und hatte Glück, dass Iago Falques Treffer ein knappes Abseits vorausgegangen war. Als beide Teams gegen Ende müde wurden, wurde Di Francesco für seine Wechsel belohnt – sagen wir mal das Glück des Tüchtigen, das sich das Team in den nächsten Spielen richtig verdienen muss.

Die Spieler:

Olsen – Comic-Held – Wenn Alisson Becker in Wahrheit Batman wäre, dann wäre Robin Olsen, nunja, Robin. Ein Sidekick, der sich seine Sporen noch verdienen muss. Seine Partie war insgesamt okay: In der ersten Hälfte eher Beobachter des Geschehens, sorgt Seifenkisten-Olsen für eine Schrecksekunde nach der Pause. Er rehabilitiert sich durch einige sauber abgewehrte Distanzschüsse und hält am Ende den Sieg fest.

Kolarov –Kaltstart – Der Eismann ist beim Saisonstart noch nicht ganz auf Betriebstemperatur und wackelt hinten ab und an. Vorne könnte auch mehr kommen, trifft dennoch nach schönem Lauf den Außenposten.

Manolas – Full Metal Jacket – Passend zum Marine Look fühlt sich Kostas im Schützengraben richtig wohl, erstickt viele gegnerische Angriffe bereits im Keim und rettet dort, wo seine Kollegen abgemeldet sind.

Federico Fazio – Apocalypse Now – Im Gegensatz zu seinem griechischen Partner ist „il Comandante“ von der Rolle: Schlechte Zweikämpfe und Katastrophenpässe sorgen für eine Negativbilanz.

Florenzi – Magic Moustache - Erste Halbzeit mit viel Offensivdrang, erinnert mit seiner Dynamik an einen Speedrun durch Super Mario Bros. Drückt später etwas mehr auf die Bremse, auch weil Torino meistens über seine Seite anggreift. Insgesamt Sieger im Bosskampf mit Bravour.

Strootman – Beta-Kevin – Der Niederländer hat keinen guten Tag erwischt, wirkt hölzern und ideenlos, symptomatische Darbietung für die uninspirierte Vorführung im Mittelfeld.

De Rossi – Stolz und Steilpass – Schon bei der Kapitänsbinde trägt er nicht die von der Lega auferlegte Standardversion, er ist und bleibt eine Marke. Treibt das Spiel gerade dann an, als die Mannschaft zu weit zurückfällt, und trägt damit auch zum guten Schluss bei.

Pastore – Schaf im Wolfspelz – Die ersten Minuten lassen kurz hoffen, doch die Rolle im Mittelfeld ist noch nicht seine: 9 von 10 verlorene Zweikämpfe, extrem schlechte Zuspiele, einfach harmlos. Selbst weiter vorne agierend wird er geschoren.

El Shaarawy – Pusteblume – Startet schwungvoll und arbeitet gut nach hinten, vorne jedoch blass. Kann einmal beim Konter auf die Tube drücken, ist dabei aber viel zu eigensinnig und schwach im Abschluss.

Dzeko – Garten Edin – Inmitten der allgemeinen Tristesse wächst eine prächtige Frucht die fast 90 Minuten reifen musste: Mit einem herrlichen Volley wird aus dem Fehlstart ein Einstand nach Maß für die Roma, zumindest im Hinblick auf die Tabelle. Die Nr. 9 wirft sich ins Zeug, initiiert (wie beim Tor!) selbst die Aktionen, trifft zweimal das Aluminium. Da vergisst man auch seinen Gurkenschuss kurz vor der Halbzeit.

Ünder –  – Einer der Aktiveren, die Kette mit Florenzi funktioniert ganz gut. Bringt mit Tempodribblings die Turiner Abwehr in Bedrängnis, doch bis auf einen Fernschuss nicht viel Brauchbares dabei.

Cristante – Power-Bank – Als der Team-Akku im Sparmodus läuft, bringt Bryan mehr Präsenz fürs Mittelfeld. Im Passspiel ausbaufähig, aber klare Kante in den Zweikämpfen.

Kluivert – Junior? Senior! – Agil, antrittsschnell, gut aufgelegt. Ohne Hauch von Nervosität stürzt er sich ins Spiel und bereitet das Siegtor nach mehreren schwindelerregenden Dribblings vor. Senkrechtstarter.

Schick – Luxusproblem – Hat eine Viertelstunde, um die guten Leistungen in der Vorbereitung zu bestätigen. Kommt kaum an den Ball und wirkt weiterhin verschenkt auf der Außenbahn.

12.04.2018

Roma–Barcelona: Die Nacht der Wölfe

Das Spiel:

"Mai 'na gioia." Nie eine Freude. Oder eher: Nichts als Pech. Seit einer gefühlten Ewigkeit fassen romanisti ihr Fan-Dasein in drei kleine Worte. Am 10. April 2018 kam alles anders. Denn schlechter konnten die Vorzeichen nach dem 1–4 aus dem Viertelfinal-Hinspiel in Barcelona nicht stehen. Coach Di Francesco war das verdammt egal. So egal, dass er auch sein innig geliebtes 4-3-3 durch ein aggressives 3-4-1-2 ersetzte. Damit versetzte er die Offensive der Katalanen in einen katatonischen Zustand. Eine minutiöse Motivationsarbeit im Vorfeld der Partie machte aus zaghaften Hündchen hungrige Wölfe, die den Gegner 90 Minuten niederrangen. Und so das Unmögliche möglich machten.  

Die Spieler:

Alisson. Liberissimo. Hatte dank seiner Vorderleute einen fast entspannten Abend. Lässt sich jedoch die Heldentat in den Schlussminuten nicht nehmen, als er Piqué ohne Kompromisse außerhalb des Strafraums weggrätscht.

Fazio. Zyklop. Dem Menschenfresser fielen die Katalanen mehrfach zum Opfer – dazu kamen sogar offensive Nadelstiche über rechts Offensivaktionen. Etwas blind vor Wut wegen mancher Schiri-Entscheidungen, riskiert er kurz eine rote Karte.
 
Manolas. Hero-dot. Wie sein hellenischer Vorfahre schreibt er Geschichte – ist dabei jedoch selbst der Held. Das Siegtor macht nicht nur den Fehler aus dem Hinspiel wett, sondern ist gleichzeitig die Krönung einer legendären Leistung.

Juan Jesus. JJ Cool. Wie oft hat man früher als Fan gezittert, wenn der Brasilianer in Aktion trat. Im Olimpico zitterten nur die Gegner. Eiskalt, knallhart, vielleicht auch über das Limit hinaus, ging es für Messi und Co. auf die Knochen.

Florenzi. Upcycling. Durch das neue System mutiert der ewige Aushilfs-Außenverteidiger zum Dauerpower-Wirbler. Gelaufene Kilometer? Gefühlt einhundert. Dazu zahlreiche Offensivimpulse.

Kolarov. Vollzeit-Pendler. Bildet mit JJ eine funktionale Kombi auf links und liefert kaltschnäuzig ab.

Strootman. Frühlingsfrische. Der Niederländer schien in einem wochenlangen Winterschlaf zu verweilen. Im Spiel der Spiele kam wieder die zuverlässige Waschmaschine zum Einsatz. Mit effektiver Filterfunktion. Präziser Passdosierung. Und Spezialprogramm im Vorwärtsgang.

De Rossi. Signifer. In den Legionen trugen nur die mutigsten Kämpfer das signum, das Feldzeichen, in die Schlacht. DDR trug die ganze Last zahlreicher verlorener Schlachten auf seinem Rücken, ließ sich jedoch davon nicht unterkriegen. Leitet das 1-0 ein. Mit seinem verwandelten Elfmeter gibt er dem Traum langsam eine Gestalt. Und führt als echter Leitwolf das Rudel zum Sieg.

Nainggolan. Partycrasher. Man merkt dem Ninja an, dass er trotz viel Eifer nicht bei 100 Prozent ist. Dennoch wertvoll mit seiner Laufarbeit. Die letzten Reserven gehen bei der Feier in der Kabine drauf.

Schick. Arbeitskleidung. Schert sich wenig um seinen eleganten Nachnamen und wirft sich ins Getümmel.


Dzeko. Unchained. Eine entfesselte Partie, in der Edin bereits nach wenigen Minuten die Richtung vorgibt. Aufopferungsvoll im Offensivpressing, technisch stark am Ball und immer wieder torgefährlich.

Ünder. Wünderknabe. Macht gleich Dampf nach der Einwechslung und trägt mit seinem Eckball für Manolas entscheidend zur Remontada bei.

El Sharaawy. Hahn Solo. Lässt sich direkt vom Schwung des Teams mitreißen, hat die Chance zum 3-0 zum Fuß und sorgt mit einigen Läufen für Entlastung.

22.01.2018

Inter – ROMA 1–1

Das Spiel:

Aufgrund der Ausfälle von De Rossi, Perotti und Gonalons musste Di Francesco etwas improvisieren, was noch mit einigen Überraschungen gespickt wurde. So startete Gerson offensiv links, während EL Sharaawy nach rechts rückte. Strootman gab den Regisseur, und das durchaus gut.
 Die größten Neuerungen waren jedoch taktischer Natur: Das 4-3-3 wandelte sich gerade im Spiel ohne Ball in ein dynamisches 4-1-2-2-1, in dem Nainggolan und Pellegrini beim Pressing glänzten. So war die Roma 60 bis 70 Minuten besser aufgestellt. Die Chancenerarbeitung blieb wie in den Spielen zuvor schwach – die Führung aus heiterem Himmel war wegen der größeren Spielanteile nicht unverdient.
Mit seinen Wechseln schnitt sich dann DiFra ins eigene Fleisch: Die Ordnung war dahin, der Ausgleich die logische Konsequenz, weil Inter 20 Minuten Powerplay durchziehen konnte.

Die Spieler:

Alisson. Santo subito. Der Brasilianer hat beide Hände Gottes. Da muss man im Sommer 100 Mio. Euro verlangen.

Florenzi. Rührstab. Quirlt, vermengt, fabriziert jede Menge Teig. Sprich: Viel Substanz, aber kleckert dabei auch viel und kommt defensiv nicht zurecht. Nach dem Wechsel ins Mittelfeld verschwindet er vom Backblech. 20 Mio. sicher wert.

Manolas. Bulldozer. Räumt Icardi aus dem Spiel, macht den Manndecker alter Schule. Für 40 Mio. findet sich wer. Oder für 90 an Liverpool abgeben.

Fazio. Schiefer Turm. Hat ein paar kleine Wackler, neigt sich erst recht nach der der Umstellung auf Dreierkette, sodass das kleine Fort der Roma zusammenbricht. 10 Mio. und tschüss.

Kolarov. Altes Eisen. Scheint etwas Rost angesetzt zu haben, jedenfalls fehlt ihm die Durchschlagskraft, die man vor der Krise gewohnt war. Darunter leidet das gesamte Offensivspiel, was Bände spricht. Altersbedingt bringt er nicht mehr als 5 Mio.

Pellegrini. Two-Face. Im Spiel gegen den Ball vorbildlich, nimmt dem Mailänder Mittelfeld die Luft. Mit der Kugel am Fuß dagegen unglücklich, ob bei einem der wenigen Torschüsse oder in der Spieleröffnung. Dank Klausel wird er ein Schnäppchen im Sommer.

Strootman. Emmy-verdächtig. Als Regisseur macht Kevin eine gute Figur: Er spielt höher als De Rossi üblicherweise und auf jeden Fall sicherer als Gonalons. 30 Mio. Minimum.

Nainggolan. Vollblut. Der olle Partyhengst bringt viele Pferdestärken auf den Platz, bildet über lange Zeit eine gelungene Kombi mit Gerson. Lässt sich offensiv etwas wenig blicken und verliert sich leider auch etwas nach der Systemumstellung. Für 50 Mio. zu Philip Morris oder China National Tobacco.

El Sharaawy. Geistesblitz. Stephan wie er leibt und lebt: Keine 90-Minuten-Bombastshow, sondern Mann für die besonderen Momente. Schade, dass diese spärlich gesät sind. Für 25 Mio. guter Deal.

Dzeko. London Calling. Seine Spielweise ist wirklich ein "Clash" mit dem Rest der Mannschaft. Kriegt kaum einen Ball unter Kontrolle und wirkt total neben der Spur. 30 Millionen sind das Angebot des Tages, aus Sicht des Verkäufers.

Gerson. Multistecker. War etwas in der Versenkung verschwunden, findet sich plötzlich auf dem linken Flügel und macht seine Sache ordentlich, auch wenn er etwas mutiger am Ball hätte sein dürfen. Symptomatisch: Er geht vom Platz, das Kartenhaus fällt zusammen. Preisschild: Sagen wir mal 40 Mio., Marke jung und talentiert.

Bruno Peres. Spielverderber. Unter "Running Gag" findet man sein Bild im Wörterbuch. Schnell bleibt er, fußballerisch ist seine Leistung ein Witz. Gratis-Beigabe zu jedem Transfer, solange der Vorrat reicht.

Juan Jesus. Blinder Passagier. Soll hinten links dichtmachen, bohrt aber Löcher in die Schiffswand. 5 Millionen, weil die Frisur sitzt.

Schick. Zukunftsmusik. Ersetzt für wenige Minuten einen blassen Dzeko, was eventuell die ganze Rückrunde sein Job werden könnte. Positiv: Schlechter als bisher kann es nicht werden. Da nur geliehen nicht im Angebot. Vorerst.










18.12.2017

AS ROMA – US Cagliari 1–0

Das Spiel:
Ein Last-Minute-Sieg also – inklusive Cliffhanger. Nach dem Spiel habe ich zwei Gläser mit Wasser aufgefüllt. Das eine war halbvoll, das andere halbleer. Weil ich eine zähe Partie gesehen habe, mit wenigen Torchancen, einer ideenlosen Offensive und einem mehr als glücklichen Sieg. Zur gleichen Zeit war die Mannschaft die ganze Zeit im Ballbesitz und musste gegen eine vielbeinige Festung anrennen.
Wo steht denn nun die Roma? Um die Antworten zu finden, habe ich das Wasser aus dem einen ins andere Glas geschüttet. So war eins ganz gefüllt. Wer hätte gedacht, dass sich das Team nach Trainerwechsel und wichtigen Abgängen nach 16 Spieltagen so viele Punkte wie im Rekordjahr unter Garcia sammeln und dazu als Gruppensieger das Achtelfinale der Champions League erreichen würde? Eben.

Die Spieler:

Alisson. Der langweiligste Job der Welt. Braucht allmählich ein Fernglas, um dem Spiel beizuwohnen.

Florenzi. Schrecksekunde. Schaltet sich häufig in die Offensive ein, hat früh eine gute Chance, die abgeblockt wird. Leistet sich vor der Pause einen riskanten Querpass, ansonsten konzentriert.

Manolas. Marmorlas. Geht keine Kompromisse ein und bleibt felsenfest in jedem Zweikampf. Genauso unflexibel bleiben auch seine langen Zuspiele.

Fazio. Schmetterlinge im Bauch. Mann des Tages mit seinem Tor, dem verzögerten, doppelten Orgasmus. Einige Minuten davor wird er im Strafraum zu Boden gerissen, was einen zweiten Elfmeter wert war. Agiert in der Schlussphase als zusätzlicher Regisseur, hinten war eh tote Hose.

Kolarov. Überstundenabbau. Man merkt ihm die vielen Spiele an, nichtsdestotrotz hängt er sich rein und holt den Freistoß heraus, den er höchstselbst zum Siegtor in den Strafraum befördert.

Nainggolan. Der heiße Ex. Spielfreudig gegen seine alte Liebe, setzt Impulse auf dem ganzen Feld.

De Rossi. Verkehrspolizist. Ordnet das Spiel etwas zu gemütlich von der Mitte des Spielfeldes aus, keine Fehler, aber auch kein Elan.

Pellegrini. Rohdiamant. Das Talent ist da, doch bleibt es zu oft noch in einer Mine vergraben. Dafür hat er keine Angst, sich die Hände auch mal schmutzig zu machen.

Perotti. Kontaktallergiker. Elfmeter waren mal seine Spezialität, diese Saison verursachen sie beim ihm – und den Zuschauern – Ausschlag. Auch sonst sorgt er für Irritationen.

Dzeko. Mangel-Erscheinung. Außer einem herausgeholten Elfmeter wenig Produktives, die Gegner haben ihn fest im Griff.

Schick. Fehlbesetzung. Füllt die Rolle als Außen mehr schlecht als recht aus.

El Sharaawy. Wunderwaffel. Erster Versuch, die Offensive zu beflügeln, doch mehr als ein vielversprechener Snack ist es nicht.

Strootman. Frühlingsfrische. Soll neuen Schwung bringen, als Nainggolan die Luft ausgeht.

Ünder. Verzweiflungstat. Wirft die Francesco ins Getümmel, um den Strafraum noch weiter vollzustopfen.