20.06.2010

Kiwis im abgelaufenen Obstsalat

Nach dem halben Fehlstart gegen Paraguay sollte Italien mit dem 1-1 gegen Neuseeland die letzten Zweifel beseitigt. Der amtierende Weltmeister ist alles andere als ein Mitfavorit bei der WM. Bestärkt durch die wenig überzeugenden Auftritte anderer großer Fußballnationen in Südafrika, wurde das eher magere Unentschieden vom ersten Spiel innerhalb der Mannschaft als Zeichen dafür gewertet, dass die Chancen für eine Titelverteidigung gar nicht so schlecht stehen würden. Die spielerischen und taktischen Defizite haben die azzurri Lügen gestraft.

Wieder musste das Team einem durch einen Standard eingeleiteten Rückstand hinterher laufen, ebenso war es eine Standardsituation, die für den Ausgleich sorgen musste. Wenig nützt es den ewigen Haderern, dass der frühe Treffer der Neuseeländer womöglich wegen einer Abseitsstellung oder durch ein Foul hätte aberkannt werden müssen, wenn im Gegenzug das naive Geschenk in Form eines Trikotzupfers zum rettenden Elfmeter führte, jedoch eher Verzweiflung als Motor der italienischen Offensivbemühungen fungierte.

Ordentlich ausgeführte Spielzüge? Fehlanzeige. Entweder versuchten es die Italiener mit Einzelaktionen oder sterilen Flanken vom Fließband, die gegen die hochgewachsene Hintermannschaft aus Ozeanien fruchtlos blieb. Fruchtlos wie ein abgelaufener Obstsalat, dem die Süße schon längst abhanden gekommen ist. Kein farbenfroher "tutti frutti"-Fußball, sondern Camoranesi-Wurst oder hüftsteifes Cannavaro-Schnitzel beziehungsweise Abwehrschnitzer. Da die Italiener weltweit größter Produzent von Kiwifrüchten sind, hatte der erfolglose Auftritt gegen die Kiwis aus Neuseeland in der Tat eine witzige Seite für Freunde des Wortspiels und die Ökotrophologen unter uns.

Ein generell wünschenswerter Trend dieser WM sah sich zudem wieder bestätigt: die ehemals kleinen Fußballnationen haben im taktischen Bereich Boden gut gemacht, gerade im Defensivbereich. Auf der Gegenseite scheint es aber auch, dass es insgesamt an Kreativität mangelt. Darum sind Typen, die mit ihrer atypischen und nicht in Schemata gepressten Spielart auftreten, wie das Manna, das vom Himmel fällt. Ein wirkliches Zwischenfazit zu allen Teams erlaube ich mir jedoch erst nach dem Ende der Gruppenphase.

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