26.06.2010

Baila, baila... - Lateinische Tänze bei der WM

Gestern wurden die letzten Vorrundenspiele der WM 2010 ausgetragen, mit Brasilien, Portugal, Spanien und Chile haben sich weitere vier "lateinische" Länder für das Achtelfinale qualifiziert, so dass die Hälfte der 16 verbliebenen Mannschaften spanisch oder portugiesisch spricht. Damit steht bereits das Leitmotiv der südafrikanischen Fußballweltmeisterschaft in Südafrika feststeht. Es wird kein Waka Waka getanzt, sondern Samba, Cueca, Fado und Flamenco.

Es sollte die WM der afrikanischen Mannschaften werden, bloß Ghana ist übrig geblieben. Zwar macht der Fußball Afrikas weiter seine Fortschritte, doch wie bei den vorherigen Weltmeisterschaften fehlt es an Kontinuität. Ghanaer wird es zudem mit den USA zu tun haben, bei denen die intensive Jugendarbeit sowie die Professionalisierung des soccer Früchte zeigt. Mut machen könnte deren Begegnung bei der WM vor vier Jahren, als die Black Stars mit 2-1 die Stars & Stripes bezwangen und sich auch damals für das Achtelfinale qualifizieren konnten.

Dass die WM-Gastgeber von 2002, Japan und Südkorea, im Turnier geblieben sind, ist dagegen ein positives Signal der beiden stärksten Vertreter des asiatischen Kontinents. Die taktisch klugen Uruguayer werden es jedenfalls mit technisch versierten und laufstarken Koreanern nicht allzu leicht haben. Europa dagegen hat stark an Boden verloren, die WM-Finalisten von 2006 sind nach enttäuschenden Leistungen bereits nach Hause geflogen, sowohl Frankreich als auch Italien steht ein großer Umbruch bevor.

Die beiden Erzrivalen England und Deutschland treffen morgen aufeinander, eine wahre Nervenschlacht ist vorprogrammiert, dabei wird das Feld der Europäer weiter dezimiert. Schade eigentlich, denn beide hätte man nun vom Potential her zum Kreis der letzten Vier zählen können, vor allem die junge deutsche Mannschaft hat die technischen Mittel, gerade jetzt wird es sich zeigen, wie sehr eine Leitfigur wie Ballack ersetzt werden kann.

Im Anschluss daran wird der große Titelfavorit Argentinien in seinem Achtelfinale wieder auf Mexiko treffen, wie schon vor vier Jahren, als die Mexikaner erst nach der Verlängerung die Segel streichen mussten. Auf dem Papier sind die gauchos klarer Favorit, doch habe ich das Gefühl, dass die Mexikaner nicht so leicht abgeschrieben werden sollten.



Bei den weiteren Partien scheint das Spiel der abgeklärten Niederländer gegen die überraschenden Slowaken von vornherein entschieden, doch ähnliches dachten wohl auch die Italiener... Die "europäischsten" Brasilianer aller Zeiten, was man bereits bei der Copa América 2007 sehen konnte, werden versuchen, den Chilenen ihre Spielfreude zu nehmen, um mit ihrer kaltschnäuzigen Offensive das deklarierte Ziel vom 6. WM-Titel weiter zu verfolgen. Paraguay gegen Japan scheint wiederum recht ausgeglichen, beide Teams haben mit akzeptablen, aber sicher nicht überragenden Leistungen, die nächste Runde erreicht.

Europameister Spanien hat nun die große Chance, auch auf WM-Ebene den großen Coup zu landen, Portugal muss dagegen das Etikett einer spielstarken, doch erfolglosen Fußballnation erst noch abschütteln. Wie bei Deutschland gegen England lebt das Duell der beiden Nachbarn von der iberischen Halbinsel vor allem von seiner Brisanz.

Es bleibt zu hoffen, dass sich die Mannschaften nicht gegenseitig annullieren werden, wie wir es allzu oft während der Gruppenphase erleben durften. Es ist eine WM, das darf nicht vergessen werden, den Mannschaften wird es nicht darum gehen, mit Zauberfußball die Herzen der Zuschauer zu erobern. Manche eben mit etwas mehr Elan, manche wiederum mit einem etwas vorsichtigeren Ansatz. Ein heißer Tanz steht an. Wir werden sehen, zu welchen Rhythmen.

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