12.09.2011

Arrivederci catenaccio? Torrekord beim Saisonstart

Bereits im Freitagsspiel zwischen Milan und Lazio standen die Zeichen auf Sturm. Dies wurde in den übrigen Partien des ersten, pardon, zweiten Spieltags bestätigt. Mit insgesamt 35 Treffern fielen so viele Tore wie seit 56 Jahren nicht mehr! Das ist mir sogar ein Ausrufezeichen wert.

Von den Titelkandidaten konnten der SSC Neapel und vor allem Juventus Turin überzeugen. Während erstere am Samstag die letzten 30 Minuten in Überzahl zum Auswärtssieg nutzen konnten, feierten die Turiner am Sonntagmittag ein perfektes Debüt im neuen Juventus Stadium. Auf dem Grundstück des unbeliebten Stadio Delle Alpi steht nun eine hochmoderne Fußballarena. Überragender Akteur war Andrea Pirlo, der seine Genialität ganz in den Dienst der Mannschaft stellte.
Torwartikone Gianluigi Buffon war voller Lobeshymnen auf seinen Nationalmannschaftskollegen und bezeichnete seine Verpflichtung auch sofort als Jahrhunderttransfer. Mit einem schönen Volleyschuss von der Strafraumgrenze gab auch der Ex-Leverkusener Arturo Vidal ein starkes Debüt. 

In den darauffolgenden Partien konnten die Aufsteiger Atalanta Bergamo und vor allem Novara auswärts punkten und direkt unter Beweis stellen, dass sie nicht als Kanonenfutter dienen werden. Mit zwei Toren für Atalanta war der gerade 1,60 große Argentinier Maxi Moralez, der von Velez Sarsfield kam, eine der Überraschungen des Spieltages. Einen ähnlich guten Einstand hatte Gabriel Torje für Udinese. Der "Messi Rumäniens" könnte den zu Barça abgewanderten Alexis Sanchez schnell vergessen machen, während der Torschützenkönig der letzten beiden Saisons, Antonio Di Natale dort weiter macht, wo er letzte Saison aufgehört hatte. Bei insgesamt 35 Toren durfte die Partie Catania gegen Siena eine Ausnahme bilden, um ein wenig den Ruf des italienischen Mauerfußballs zu retten.

Tottis Römer warten immer noch auf einen Sieg.
Für die größten Überraschungen - im negativen Sinne - sorgten der AS Rom und Inter Mailand. Die Hauptstädter konnten ihrer Favoritenrolle gegen Cagliari nicht gerecht werden und spielten so, wie man es bereits aus dem kurzen Zwischenspiel im Europapokal kannte. Ständiger Ballbesitz, der einfach nicht in Tore umgemünzt wurde. Cagliari war drei Mal gefährlich vor dem Tor von Stekelenburg: Kurz vor der Pause traf Biondini die Latte, in der 60. Minute nahm Daniele Conti, Sohn der römischen Legende Bruno Conti, eine zu kurze Kopfballabwehr dankend an, in der 94. Minute schloss El Kabir einen Konter erfolgreich ab, kurz darauf blieb De Rossi nach einem abgewehrten Tottifreistoß noch Zeit für den Ehrentreffer. Aus La Magica, wie die Fans den AS nennen, wird allmählich La Tragica. Der tragische Mann auf dem Platz war bis zum 1-0 der Gäste der spanische Linksverteidiger José Angel. Unermüdlich stieß der Ex-Spieler von Gijon nach vorne, bis ihm der Abwehrfehler zu Contis Tor unterlief. Keine 60 Sekunden später flog der Spanier vom Platz. Trotz der vielen Neuzugänge setzt die Mannschaft zwar die neue Spielphilosophie akzeptabel um, der letzte Pass kommt jedoch entweder nicht an oder wird von den Stürmern nicht verwertet. Rom wirkt bisher wie eine aufreizende Frau in der Disko, die einem schöne Augen macht, aber dann eiskalt abblitzen lässt.

Für den großen Abschluss des Spieltags sorgten Palermo und Inter. Nach dem frühen Aus in der Europa-League-Qualifikation hatte der cholerische Palermo-Boss Maurizio Zamparini den neuen Trainer Stefano Pioli direkt geschasst, viele Leistungsträger, vor allem Javier Pastore, haben Sizilien verlassen, alles deutete also auf einen klaren Sieg der Mailänder hin. Von Beginn an überraschten die rosaneri jedoch mit ihren Sturmläufen, bevor Diego Milito mit dem 1-0 doch der Favoritenrolle der Gäste gerecht werden konnte. In der zweiten Halbzeit nahm das Spiel einen spektakulären Verlauf. Nach zwei Minuten konnte Fabrizio Miccoli für den Ausgleich sorgen, kurz darauf traf Milito per Elfmeter zur erneuten Führung für Inter. Miccoli war jedoch am gestrigen Abend nicht aufzuhalten, bereitete fast im Gegenzug den Ausgleich durch Abel Hernandez vor. Minuten vor Schluss dann die Entscheidung, als Miccoli mit einem fantastischen Freistoß Julio Cesar überwinden konnte und Mauricio Pinilla mit einem Kunstschuss alles klar machte. Diego Forlans in der Nachspielzeit war nur noch Ergebniskosmetik. Inters Trainer Gasperini steht jetzt bereits unter großem Druck und muss im nächsten Monat in der Champions League und in der Liga Siege einfahren, um seinen Posten nicht zu verlieren. In Rom werden in dieser Saison des Umbruchs kleinere Brötchen gebacken. Meiner Meinung nach hat Luis Enrique wenigstens Zeit bis Weihnachten...

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