21.09.2011

Angst essen Inter auf

Wer das gestrige Spiel zwischen Aufsteiger Novara und Inter Mailand verfolgt hatte, sah auf der einen Seite eine durchorganisierte Mannschaft, die immer wieder aus einer soliden Defensive über drei, vier Stationen vor dem gegnerischen Tor auftauchte und selbst nur wenige Chancen zuließ. Das spielbestimmende Team stellte aber keinen Milito, keinen Cambiasso, keinen Sneijder auf. Die Helden des Tages hießen Morimoto, Rigoni und Meggiorini. Wahrlich keine größen des Weltfußballs.

Das Experiment Gasperini ist gescheitert.
Nachdem die Rating-Agentur Standard & Poor's die Kreditwürdigkeit Italiens herabgestuft hatte, verspielte Inter Mailands Trainer Gian Piero Gasperini seinen letzten Kredit auf dem Kunstrasen von Novara. Bereits nach wenigen Minuten hätte ein Harakiri-Querpass von Chivu die Führung für den Liganeuling bedeuten müssen. Das verdiente Tor fiel dann doch noch nach einer schönen Kombination kurz vor der Halbzeitpause durch Riccardo Meggiorini. Der 26-jährige Stürmer hat den Großteil seiner Karriere in der dritten Liga verbracht, sein Erstligadebüt gab er jedoch bereits 2004. Als Nachwuchsspieler für Inter. In der zweiten Hälfte änderte sich nicht viel am Spielverlauf, bis in der 89. Minute der überforderte Nationalverteidiger Ranocchia den Japaner Morimoto vor dem Tor zu Boden riss: Rote Karte und Elfmeter, den Luca Rigoni verwandelte. Kurz darauf gelang zwar Cambiasso der Anschluss, kurz darauf war es wieder Rigoni, der im Nachschuss das endgültige 3-1 erzielte. Inter lag in Trümmern.

Aus der Übermannschaft der letzten Jahre ist im Laufe der letzten 12 Monate eine verängstigte, orientierungslose Solistentruppe geworden. Der Champions-League-Titel im Sommer 2010 war die Krönung und zugleich der Zenit eines erfolgreichen Zyklus, denn mit José Mourinhos Abgang fiel auch die Hierarchie im Team auseinander. Rafa Benitez gelang im Winter noch der Sieg im Weltpokal, ihm folgte an Weihnachten bereits der Brasilianer Leonardo, weil das Team mit dem Spanier nicht zurecht kam. Leonardo führte das Team zwar noch zur Vizemeisterschaft und zum Sieg in der Coppa Italia, doch war das Managergehalt, das ihm Paris Saint-Germain angeboten hatten, zu verlockend.

Es folgten die Vorzeichen für das, was sich nun bei pazza Inter, dem verrückten Verein, abspielt. Die Wunschkandidaten von Präsident Massimo Moratti, André Villas-Boas und Sinisa Mihajlovic, hatten keinerlei Interesse am Trainerposten. Also wurde Ex-Genoa-Coach Gasperini als dritte Wahl verpflichtet. Das Experiment wurde heute nach fünf sieglosen Pflichtspielen offiziell für beendet erklärt. Laut Moratti waren die Unstimmigkeiten zwischen Trainer und Spielern zu groß. Dass jedoch im Verein selbst einige Dinge im Argen liegen, bewies bereits die Verpflichtung Diego Forlans kurz vor Transferschluss. Der Uruguayer war für Atletico Madrid bereits im Europapokal aufgelaufen und demnach bis Januar nicht mehr in der Champions League spielberechtigt. Dies war den Funktionären bei Inter jedoch entgangen. Ein Treppenwitz.

Nun soll Claudio Ranieri die Dinge bei Inter richten. Der waschechte Römer war schon öfter als Feuerwehrmann unterwegs. Leider haftet ihm auch der Ruf des ewigen Zweiten inne. Aber bei Inter haben die Funktionäre sicher ganz genau über ihre Strategien nachgedacht.

1 Kommentar:

  1. Inter wird weiter aufgefressen!

    Bin gespannt auf Deinen Bericht. Und denke an den guten Hönigstein, der schrieb:

    http://twitter.com/#!/honigstein/status/116533957033603076

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