17.10.2011

Fußball ist nicht alles

Fußball kann einem die größten Glücksgefühle geben, aber auch für unendlichen Frust sorgen. Aber am Ende ist all das eigentlich nicht so wichtig, doch das begreifen wir oft nicht sofort. Das Derby zwischen Lazio und dem AS Rom am gestrigen Abend sah ich deshalb mit gemischten Gefühlen, doch dazu später mehr.

Nach der Länderspielpause war die Spannung groß, wie sich die großen Teams am 7. Spieltag präsentieren würden. Hauptaugenmerk lag dabei bei den Teams aus Mailand, die sich bisher nicht mit Ruhm bekleckert hatten. Bei Milan hatte Ibrahimovic für Aufsehen gesorgt, als er vom Trainingslager der Schweden verlauten ließ, er habe nicht mehr so viel Spaß am Fußball wie früher. So schnell wie möglich musste Präsident Galliani das Ganze dementieren, hatte der Verein, wie auch sein Boss Berlusconi, nicht schon genug Sorgen. Das überzeugende 3-0 gegen Palermo machte dann alle wieder glücklich.

Bei Inter sieht es dagegen düster aus. Vor der Pause gingen die nerazzurri mit 0-3 zuhause gegen Neapel unter, bei Catania lief es nicht viel besser. Trotz einer frühen Führung verloren Ranieris Schützlinge in der zweiten Halbzeit vollkommen die Kontrolle über das Spielgeschehen und bleiben weiter im unteren Teil der Tabelle hängen. Für eine Überraschung sorgte auch Parma, die bei Neapel einen Sieg einfahren konnten.

Richtig langweilig wurde es nach den Samstagspartien am Sonntagnachmittag. Gleich fünf Spiele gingen mit 0-0 aus. Italienischer Fußball in seiner Reinform? Es sah jedenfalls danach aus. Juve hatte noch zuvor gegen Milan überzeugend mit 2-0 gewonnen, bei Chievo Verona half auch die Einwechslung von Del Piero nichts. Dem Kapitän gelang nur ein Pfostentreffer per Kopf. Das einzige Spiel, bei dem Tore fielen war Novara-Bologna, was auf dem Papier wirklich kein Duell für Feinschmecker war. Für die Mannschaft aus der Hackfleischsoßenstadt war das 2-0 der erste Saisonsieg überhaupt.

Am Sonntagabend kam es dann zum Topspiel zwischen Lazio und der Roma. Nach den Randalen am Vortag in der italienischen Hauptstadt gab es Sorgen, doch das Spiel verlief ohne Zwischenfälle. Die letzten 5 Partien hatte Lazio verloren, was wohl beim AS Rom zu einer leichten Überheblichkeit geführt hatte. Vor allem, nachdem Osvaldo bereits nach 5 Minuten den Führungstreffer erzielen konnte und mit einem leicht abgewandelten Spruch auf dem T-Shirt feierte, mit dem Totti bereits 1999 die Lazioanhänger gefoppt hatte. "Auch ich habe euch ein Abfuhrmittel verpasst".

"Das geht nach hinten los", dachte ich mir. Und so kam es auch, in der 2. Hälfte setzte Lazio zu einem furiosen Angriffsspiel an, das nach wenigen Minuten mit einem Elfmeter und einer Roten Karte für den dämlichen Dänen Kjaer belohnt wurde. Nach 2 Aluminiumtreffern durch Klose und Cissé kapitulierte der AS Rom nach 92 Minuten und 30 Sekunden, als die Abseitsfalle zum wiederholten Male nicht funktionierte und Klose zum verdienten Siegtor einschieben Konnte. Aus Miro wurde "Mito", der Legendäre.

Nach dem ersten Schock fand ich jedoch schnell meine Fassung wieder. Es war ja nur Fußball. Eine schöne Nebensache, doch gibt es viel wichtigere Dinge im Leben, und oft wissen wir es nicht zu schätzen. Setzen Prioritäten, wo keine sind, regen uns über Dinge auf, über die wir uns freuen sollten. Ich wischte mir zwei Tränen aus den Augen und legte mich ins Bett.

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