21.04.2011

Des Kaisers neue Kleider

In den letzten Wochen hat sich in Italien Einiges getan. Im Rennen um die Meisterschaft hat der AC Mailand nun große Chancen, nach 7 Jahren wieder den scudetto zu feiern. Weder Serienmeister Inter noch Neapel konnten die leichte Schwächephase der rossoneri nicht nutzen. Dem noch recht junge Massimiliano Allegri, in seiner dritten Saison als Erstligatrainer, ist es im Laufe der Saison gelungen, aus einer stark von Ibrahimovics Leistungen abhängigen Gruppe eine homogene Gemeinschaft zu bilden, in der gerade im Endspurt sowohl alte Haudegen wie Seedorf als auch der Jungstar Pato, vielleicht durch die junge Liebesgeschichte mit Berlusconis Tochter Barbara beflügelt, auftrumpfen.

Äußerst turbulent ging es bei meinem geliebten AS Rom zu, sowohl in sportlicher Hinsicht als auch auf Vereinsebene. Nach dem Trainerwechsel von Ranieri zu Montella schien das Team beflügelt. Die Rückkehr zum altbewährten 4-2-3-1-System, mit Totti als verkappter Spitze, hatte wieder Hoffnungen auf die Champions-League-Qualifikation geschürt. Der Kapitän ist nun mit 8 Toren in den letzten 6 Spielen nur noch einen Treffer von Roberto Baggios 205 Serie-A-Treffern und somit Platz 5 in der ewigen Torjägerliste entfernt. Doch nach 2 verlorenen Heimspielen gegen Juventus und Palermo sind die giallorossi 5 Spiele vor Saisonende 7 Punkte hinter dem vom Lokalrivalen Lazio Rom belegten 4. Platz.

Die wichtigste Neuigkeit betrifft jedoch die Vereinsführung. Am 15. April wurde nach einem langen Tauziehen Thomas DiBenedetto, über den im Vorfeld berichtet wurde, neuer Hauptanteilseigner. Dies hat aber nicht für die erhoffte Ruhe innerhalb des Vereins gesorgt. Im Hintergrund arbeiten bereits die erfahrenen Manager Franco Baldini und Walter Sabatini auf Hochtouren an der Neustrukturierung des sportlichen Sektors. Für viele der Spieler ist die Zukunft ungewiss, was sich auch auf deren Leistung niederschlägt. Sogar über einen Abgang von capitan futuro, Daniele De Rossi, wird gemunkelt.

Der Unmut der Fans über die verkorkste Saison beschränkt sich nunmehr nicht nur noch auf gellende Pfiffe im Stadion. Heute Abend wurde das Auto des phlegmatischen Talents Jérémy Ménez beschädigt. Der Franzose ist eines von vielen Beispielen, wie das Team sein volles Potential nicht abruft. Unwiderstehliche Tempodribblings gehören ebenso zu seinem Repertoire wie seine Launenhaftigkeit auf dem Spielfeld und die Vielzahl seiner vergebener Torchancen.

Der AS Rom wird sich in der kommenden Saison also mit einem neuen Gewand präsentieren. DiBenedetto ist keine Garantie für sofortigen Erfolg, zahlreiche Schulden und strukturelle Probleme muss der US-Amerikaner zuerst bewältigen, geschweige denn seine neuartigen Ideen im italienischen Fußball und einer anspruchsvollen sowie komplizierten Stadt durchsetzen. Vollkommen unsicher ist jedoch, ob das neue Gewand an die ruhmreiche Kaiserzeit Roms erinnern kann... oder ob der Verein fast nackt da stehen wird wie es zurzeit der Fall ist und wie das bekannte Märchen es uns lehrt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen