22.09.2010

Damaged gods

Vom Fußballolymp, einer um Haaresbreite verpassten Meisterschaft, ist es in Rom kein langer weg zum katastrophalen Saisonstart in der Folgesaison. Alle Jahre wieder, so sicher, wie ein Papst auf den anderen folgt ("morto un papa se ne fa un altro"), so sicher auch gelingt es dem AS Rom den hohen Erwartungen einen herben Dämpfer zu versetzen.
Nach dem verlorenen Supercupfinale hat es der Hauptstadtklub in vier Ligaspielen zwei jämmerliche Punkte eingefahren, dabei wurden gerade mal vier Tore erzielt, jedoch neun bereits kassiert. Aus der soliden Abwehr ist ein improvisiertes Nudelsieb geworden. Der mit Stars gespickte Sturm sprüht nicht vor Spielwitz sondern schmeckt nach kalte Spaghetti ohne Tomatensoße.

Ein Teil der Probleme lässt sich auf die vielen Verletzten zurückführen, dazu kommt, dass sich Leistungsträger wie der Argentinier Burdisso oder der Franzose Mexes nicht von alten Gewohnheiten trennen können und gerne mal mit karateähnlichen Abwehrversuchen oder Ausrastern die rote Karte "verdienen". Von der Formschwäche des neuralgischen Zentrums um De Rossi und Pizarro ganz zu schweigen.

Trainer Ranieri versucht derweil mit wenig hilfreichen Durchhalteparolen die Mannschaft zu motivieren, sorgt aber mit taktischen Fehlgriffen und ständigen Experimenten bei der Aufstellung dafür, dass das Team weiter verunsichert ist. Als Romfan ist man solch ein Auf und Ab seit Jahren gewohnt. Die eine Hälfte der Fans, die vor Saisonbeginn von der Meisterschaft träumt, sieht über die Fehler ständig hinweg, obwohl die Unklarheit über die Zukunft des Vereins sowie die defizitäre Transferpolitik nicht gerade für Freudensprünge hätte sorgen dürfen.

Der bisher enttäuschende Notnagel für die Abwehr, Guillermo Burdisso, wurde wohl nur gekauft, weil er der jüngere Bruder des Nationalspielers Nicolas ist. Na da kommt Freude auf! Die brasilianische Wundertüte Adriano kam bisher zu zwei Kurzeinsätzen und lebt weiter nach FDH Hoch zwei. Friss die Häfte und Fußball die Hälfte. Bei sicher noch ca. zehn Kilo Übergewicht und der Beweglichkeit des Zuckerhuts kein Wunder.

Wer das Pech hatte, das Catenaccio-Revival der Römer beim FC Bayern in der Champions League zu sehen, durfte erleben, wie hilflos Claudio Ranieri derzeit agiert. "Die Null muss stehen" gehört nicht ohne Grund zu den wichtigsten Ideen des Fußballs, dass dies jedoch nur für das eigene Tor gilt, hat der Trainer, der allmählich seinen Kredit vom Vorjahr verspielt, wohl vergessen. Nicht umsonst kritisierte Kapitän Totti die Spielweise direkt nach dem Spiel: "Wir standen mit zehn Mann immer hinter dem Ball."

Dass die Roma nach dem 0-2 bei Aufsteiger Brescia in der Tabelle hinter 17 von 20 Erstligisten steht, gleicht einem Armutszeugnis. Manager Montali sprach direkt nach dem Spiel davon, dass Team sei durch die schlechte Schiedsrichterleistung geschädigt worden. Dies mag zu einem minimalen Teil zutreffen. Würde das Team jedoch etwas mehr Energie in das Fußball Spielen statt in hysterisches Gejammere investieren, wären wohl der Großteil der Probleme gelöst.

Wenn jemand einen Grund zum Jammern hatte, war dies Torwart Julio Sergio, der die letzten fünf Minuten gegen Brescia mit verstauchtem Fuß und einer dicken Bandage um den Schuh auf dem Platz bleiben musste, weil Ranieri bereits eine halbe Stunde vor Schlusspfiff sein Wechselkontingent ausgeschöpft hatte. Da war mir bereits das Weinen vergangen.

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