01.09.2009

Chaos in Rom. Spalletti weg, Ranieri an seiner Stelle

Vielleicht war es bereits vor einem Jahr klar, dass es zwischen dem AS Rom und seinem Trainer Luciano Spalletti nicht mehr lange gut gehen konnte. Als am 4. Juni 2008 englische Zeitungen davon berichteten, dass sich der italienische Trainer heimlich mit Roman Abramowitsch getroffen hätte, um über einen möglichen Wechsel zum FC Chelsea zu reden. Nach den anfänglichen Dementi bestätigte jedoch Carlo Ancelotti im September, dass er die beiden in der französischen Hauptstadt gesehen hatte, weil er selbst bei dem Abendessen teilgenommen hatte. Zwar verharmloste der heutige Chelseatrainer das Treffen, es habe sich um ein einfaches Gespräch über Fußball gehandelt. Schwer zu glauben.
Nach der katastrophalen letzten Saison, in der sich der AS Rom mit Ach und Krach in die UEFA Europa League rettete, und das mit einer abstiegsreifen Abwehrleistung, hatte Spalletti bereits daran gedacht, das Handtuch zu werfen. Im Juni wurde dem 50-jährigen Mann aus Certaldo seitens der Vereinsführung jedoch garantiert, dass die schon lange kritisierten Punkte wie die Kommunikation nach außen, die Verjüngung des Kaders und die Optimierung der sportlichen Rahmenbedingungen in Angriff genommen werden würden. Jedoch wurde dies nur zu einem geringen Teil umgesetzt, so wurden zum Beispiel die ramponierten Trainingsplätze des Klubs wieder in Schuss gebracht. Durch die verpasste Champions-League-Qualifikation kam es auf dem Transfermarkt zum Stillstand. Gerade mal 3,5 Millionen Euro wurden investiert, nur um 50 Prozent der Transferrechte Marco Mottas von Udine zu erhalten. Außer dem ablösefreien Stefano Guberti wurden im August noch drei Eiltransfers getätigt, alles Gratisleihgeschäfte auf Grund der leeren Kassen. Während es sich bei Nicolas Burdisso um eine sinnvolle Verstärkung handelt, sind die am letzten Tag des Transferfensters verpflichteten Bogdan Lobont, der 31-jährige Torwart wird noch bis Oktober ausfallen, und Fabio Zamblera, 19-jähriges Talent, das sich bei Newcastle nie durchgesetzt hat, die Folgen eines blinden Aktionismus.
Für Spalletti war es nach dem verkorksten Saisonstart Zeit, die Reissleine zu ziehen. Ein unglückliches 2-3 beim FC Genua konnte noch toleriert werden, vor allem gemildert durch das 7-1 gegen Kosice, das taktische und spielerische Armutszeugnis der Mannschaft während des 1-3 gegen Juve vor heimischem Publikum brachten das Faß zum Überlaufen. Nun soll der waschechte Römer Claudio Ranieri, der letzte Saison kurz vor Saisonende bei den Turinern geschasst wurde, wieder Ordnung in eine verunsicherte Mannschaft bringen. Auch wenn seine Zeit bei Juve nicht gerade für Sympathien bei den Anhängern der Roma führen wird, hat er die Fähigkeiten, um sich des sportlichen Problems anzunehmen. Das Chaos innerhalb der Vereinsführung kann auch er nicht in den Griff bekommen.
Spalletti weigerte sich vor dem Genuaspiel von Saisonzielen zu sprechen, weil die Situation innerhalb des Vereins nur die Möglichkeit ließe, "das Schiff nur auf Sicht steuern zu können". Nun ist es ein anderer Kapitän, der sich um das Schiff kümmern muss, die trüben Gewässer bleiben die gleichen...

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